Es geht um Spiegelungen und Effekte, um die Emanationen des schönen Scheins. Die schöne neue Welt glitzert. Sie erscheint als expansiv-einladende Auslage. Der Schaufenstercharakter des Fotorealismus wirkt in der Retrospektive wie eine bloße Verdopplung von Reklamestrategien, wie sie Konsumagenturen verfolgen.
Der Ominöse/Das Verhaltensirrlicht – Er schob einen leeren Kinderwagen durch die Ausstellung. Ab und zu nutzte er das Fahrzeug für Arrangements, die er abfotografierte. Er ging in die Hocke, wechselte Winkel.
Was bedeutet ein leerer Kinderwagen vor einem Kulturkampfkolossal des Kalten Krieges?
Unwillkürlich dachte ich an ludic loops. Spielautomatennutzer:innen sind in ludic loops gefangen. Sie wiederholen sich in Erwartung unvorhersehbarer Rewards.
Märchenhaft ikonografisch
„Selbst extrem avantgardistische Werke haben in Frankreich einen touch (Originalschreibweise) des dekorativ Angenehmen.“ Adorno
Der gilt allemal auch für den amerikanischen Bilderspiegel im Gegenlicht der Sowjetmalerei. Er reflektiert das basale Repertoire von Kombattantinnen an der Verbraucherinnenfront. Das Wohlgefühl fusioniert mit Produktmarken. Die Gesellschaftskritik in den Darstellungen wird kulturindustriell aufgesogen. Die Kunst erscheint als Illustration einer gedankenlosen Alltagsaffirmation. Das sind so mut- wie unfreiwillige Kombinationen von Adorno und Nico, von „Fun ist ein Stahlbad“ und „Walk On The Wild Side“.
Während die Sowjetsignatur sich ausnimmt, als sei sie in einer älteren Welt geprägt worden. Man sieht gemütliche Völlerei, Feste der einvernehmlichen Daseinsbewältigung. Brüderliche Besäufnisse. Eifrige Selbstkritik. Die Verherrlichung Stalins als politischen Olympioniken; als einem Champion, dem die Gunst des Volkes in der Gestalt der schönsten Frauen selbstverständlich zukommt. Die Narration ist märchenhaft ikonografisch.