Frank Zervos:
Iris Berben wird 70! Die erste Reaktion: Das kann doch gar nicht wahr sein! Die zweite Reaktion: Das ZDF sollte ihr unbedingt, aber auch angemessen gratulieren! Aber was heißt angemessen? Natürlich mit einem tollen Film, mit einer wahnsinnigen Rolle, einer Rolle, wie sie sie noch nie gespielt hat. Aber was kann das sein, bei einer Schauspielerin wie ihr, mit der Vita, diesem unglaublich breit gefächerten Rollenprofil. Hat sie nicht schon alles, aber wirklich auch alles gespielt? Von saukomisch bis albern, von herzzerreißend bis erschütternd, dramatisch sowieso und cool erst recht.
Franz Dobler:
Nina Grosse:
Die Entstehungsgeschichte von "Nicht tot zu kriegen" hat mit einer langen Freundschaft und einer glücklichen Fügung zu tun. Franz Dobler und ich kennen und schätzen uns seit unseren Studententagen. Ich hatte ihn viele Jahre nicht mehr gesehen, bis mich seine Frau Lemmy zu einem Symposion in Augsburg einlud. Wir haben viel geredet und viel getrunken, und zum Abschied schenkte er mir seinen Roman "Ein Schlag ins Gesicht". Verkatert im Zug von München nach Berlin hab ich das Buch in einem Rutsch gelesen und wusste sofort, dass das ein Film werden könnte. Oliver Berben suchte einen Stoff zu Iris Berbens’ 70stem Geburtstag und die Frau, um die es in "Ein Schlag ins Gesicht" geht, ist zwar ein ehemaliger Pornostar, aber so viele Details, Anekdoten und Stimmungen passten so wunderbar zu Iris, dass die Dinge zwangsläufig ihren Lauf nehmen mussten. Aus dem Pornostar wurde die alternde Schauspielerin Simone Mankus, die von einem unbekannten Stalker bedroht wird und sich die Hilfe eines Security Mannes (Murathan Muslu) holt. Ich hatte die Idee, dass man die Wohnung dieses Stalkers zeigen könnte, in der man nur die Silhouette eines Mannes erkennt, dafür aber immer ein Fernseher läuft, mit Filmen der Schauspielerin Simone Mankus, alias Iris Berben. Fiktion und Realität begannen zu verschmelzen: Simone Mankus hat einen unehelichen Sohn, von dem niemand weiß, wer der Vater ist, ihre glorreichen Jahre verbrachte sie im München der 70er Jahre, wir sehen sie in Filmen wie "Supergirl" (Rudolf Thome), "Frau Rettich, die Czerni und ich" (Markus Imboden), "Brandstifter" (Klaus Lemke), "Duell in der Nacht" (Matti Geschonnek) oder "Stehaufmädchen" (Willy Bogner). Die Filmausschnitte sollten sowohl etwas vom Werdegang der Mankus/Berben erzählen, als auch in die Filmhandlung passen – eine amüsante Puzzlearbeit, bei der ich nahezu alle Filme von Iris gesehen habe! Auch ich habe die 70er Jahre in München verbracht und wollte neben Iris Berben auch der Stadt und dem damaligen Lebensgefühl eine Hommage erweisen. Immer wieder weht diese Zeit durch den Film, in der Musik, im Kostüm, in der Ausstattung. Die jungen Musikerinnen Andreya Casablanca und Laura Lee von der Band Gurr haben das ganz wunderbar in den eigens für Iris Berben komponierten Liedern umgesetzt. Denn, ja, singen kann die Berben auch noch! Jetzt galt es den Mann zu finden, der Simone Mankus als wesentlich jüngerer Security Mann Robert Fallner durch ihr Abenteuer begleitet. Ein Ex-Polizist, der einen jungen Drogendealer in Notwehr erschossen hat und seitdem traumatisiert ist. Ein wortkarger Bulle, der zunächst so gar nichts mit der glamourösen Welt der Simone Mankus anzufangen weiß und doch nach und nach dem Charme der Schauspielerin erliegt. Als ich nach langem Suchen Murathan Muslu für die Rolle gecastet habe, war die Geschichte auf eine wunderbare Weise rund und total stimmig. Muslu ist das, was man einen Kerl nennt. Viril, attraktiv, schweigsam. Dahinter verbirgt sich aber eine große Sensibilität, etwas Scheues, ein Geheimnis, das ihn zu einem ganz besonderen Schauspieler macht. Iris und er haben zusammen getanzt, anders kann ich das wunderbare Zusammenspiel von Murathan Muslu und Iris Berben nicht beschreiben. Alle haben bei diesem Film getanzt, die wundervolle Crew, der wunderbare Cast.