London 1754 - Bess Bright, Tochter eines erbärmlichen Krabbenfischers, aufgewachsen in der Hafengosse, findet sich von einem Moment zum anderen in einem Alptraum wieder, der noch viel grauenhafter ist als das vertraute Grauen von Geburt an.
Die Kapitale steckt voller Punks. Armut grassiert wie ein tödliches Fieber. Die Prekären leben mehr oder weniger auf der Straße und vermehren sich da in dürftig arrondierten Arrangements. Stacey Halls schildert die erschütternde Alltäglichkeit von Notzucht und Liebe. Der Straßenkot empfiehlt, jedes Geschäft im Stehen zu verrichten. In allen Winkeln finden Stoffwechselprozesse statt. Ein Stutzer nimmt die Tochter eines Krabbenhändlers für sich ein. So kommt Bess Bright zu einer Tochter, die sie Clara nennt. Noch am Tag der Geburt überlässt die von tausend Nöten zerrissene Mutter Clara der karitativen Obhut im Foundling Hospital.
Billingsgate an einem frühen Morgen des 18. Jahrhunderts. Die Sonne zeigt sich gnädig. Sie leuchtet den Hafen so aus, dass eine Illusion von abgetakelter Schönheit entsteht; die Fata Morgana einer freundlichen Welt. Bess Bright fährt auf „quietschende Masten“ ab. Sie bemerkt „stiernackige Lastenträger“.
Bess registriert Weidenkorbe voller Krebse und Austernpyramiden auf der Oyster Street. Es gibt einen Shuttleservice zu holländischen Fischerbooten auf der Themse, die Aale verkaufen.
„War Billingsgate zunächst ein Handelsplatz für Waren aller Art, so wurde 1699 durch einen Beschluss des Parlaments festgelegt, dass Billingsgate ein freier und offener Markt für alle Sorten von Fisch welcher Art auch immer (englisch A free and open market for all sorts of fish whatsoever) werden solle.“ Wikipedia
Stumme Scham
London 1754: Die junge Bess Bright, die in bitterer Armut, im Schlamm und Dreck des Londoner Hafens aufgewachsen ist, findet sich von einem Moment zum anderen in einem Alptraum wieder. Vor sechs Jahren musste sie ihre gerade zur Welt gekommene Tochter Clara ins Waisenhaus geben, außerstande, sie zu ernähren. Jetzt, da sie Clara endlich zu sich holen kann, sagt man Bess, dass ihre Tochter schon längst abgeholt wurde. Aber von wem? Im Kampf um Clara muss Bess die gesellschaftlichen Schranken ihrer Zeit überwinden ... um durch Stärke und Liebe schließlich zu sich selbst zu finden.